Bis zur Verletzung von Kleons Renegade warst du im Springteam gesetzt und hast Woche für Woche abgeliefert. Wie schwer war die Zeit für dich?
Christoph Obernauer: Jetzt bin ich zufrieden, es gibt nichts zu jammern. Im letzten Jahr war das natürlich keine einfache Situation. Wenn sich dein Sportpartner verletzt, ist das immer schlecht – blöd, wenn es dann noch dein bestes Pferd ist. Gerade am Anfang war ich schon sehr geknickt, denn ich hatte mir gute Chancen auf einen Platz bei der Europameisterschaft in Mailand ausgerechnet. Medizinisch wäre es sich für Renegade ausgegangen, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Da tut man sich und seinem Sportpartner keinen Gefallen, wenn man zu schnell zu viel will. Wir haben die Sehnenverletzung gut ausheilen lassen und sind sorgsam mit den neuen Rahmenbedingungen umgegangen. Ich habe die Zeit genutzt, intensiv mit meinen jungen Pferden gearbeitet und große Schritte nach vorne gemacht. Von daher kann ich dieser Zeit auch sehr viel Positives abgewinnen.
Österreichs Spring-Equipe war 2023 mit der EM-Bronzemedaille und dem Ticket für die Olympischen Spiele sehr erfolgreich. Wie sehr hat das Zuschauen geschmerzt?
Obernauer: Natürlich wäre ich gerne selbst geritten, aber ich habe mich mit der Situation sehr schnell angefreundet, mit den anderen mitgefiebert und mich sehr über die Erfolge gefreut. Am Ende kommt es uns allen zugute. Die Entwicklung ist einfach beeindruckend. Wir hatten in Österreich immer schon gute Reiterinnen und Reiter, jetzt haben wir eine große Dichte an richtig guten Pferden. Da sind wir in unserer Sportart logischerweise von unseren Sportpartnern abhängig. Aber ich muss sagen, es ist momentan einfach eine große Freude. Wir verstehen uns alle super, das macht viele Dinge einfacher – eine wirklich tolle Dynamik. Für mich ist es jetzt wichtig, dass ich wieder voll den Anschluss finde.
Im Herbst bist du nach ein paar Monaten mit Kleons Renegade wieder ins Turniergeschehen zurückgekehrt. Ist alles so verlaufen, wie du dir das vorgestellt hast?
Obernauer: Unterm Strich kann ich sagen, dass der Einstieg so verlaufen ist, wie ich mir das gedacht hatte – aber die Situation war für einen selbst oft nicht ganz einfach. Wenn ein Pferd auf diesem Niveau über ein halbes Jahr verletzungsbedingt an keinen Turnieren teilnehmen kann, braucht es verständlicherweise ein paar Wettkämpfe, bis es wieder drinnen ist. Vom Gefühl her war er sehr schnell wieder da, und man hat gemerkt, wie sehr er sich gefreut hat, endlich wieder zu springen. Für mich hat es nie Zweifel gegeben, dass wir wieder zurückkommen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Rädchen wieder ineinandergreifen. Jetzt haben wir unseren Rhythmus wiedergefunden, das stimmt mich sehr zuversichtlich.
Mit den Olympischen Spielen in Paris wartet 2024 das absolute Highlight. Noch weit weg oder doch schon in deinem Kopf?
Obernauer: Die Olympischen Spiele sind ein sehr präsentes Thema. Die Saisonplanung ist so ausgelegt, dass man in Paris am Höhepunkt ist und dort die bestmögliche Performance zeigen kann. Aber ich muss natürlich schauen, dass ich bereits im Vorfeld gute Ergebnisse bringen und voll abliefere. Vor allem auf die Leistung bei den Nationenpreisen wird es ankommen.
Wie siehst du deine Chancen, Österreich vor dem beeindruckenden Schloss Versailles im Zeichen der fünf olympischen Ringe vertreten zu können?
Obernauer: Alle haben dasselbe Ziel. Wir wollen bei den drei bzw. vier Reiterinnen und Reitern dabei sein – das ist unser aller Traum. Ich werde alles dafür tun, das kann ich versprechen. Sind am Ende andere besser, dann soll es so sein. Die besten Paarungen sollen Österreich in Frankreich vertreten. Renegade und ich werden jetzt noch die Zeit gut nutzen und im April in Gorla Minore an den Start gehen, dann wartet ohnehin schon der Nationenpreis in Mannheim. In Italien sind wir insgesamt zwei Wochen und wollen uns auf Viersterne-Niveau zeigen, in Deutschland soll es dann krachen – so wäre zumindest unser Plan.