Viel Begeisterung, aber ohne Medaille

03.09.2024 - Gemischte Gefühle bei Österreichs Para-Dressur-Equipe nach dem Einzelbewerb am Dienstag vor Schloss Versailles. Der Steirer Pepo Puch, seines Zeichens sechsfacher Medaillengewinner bei Paralympischen Spielen, ging vor Schloss Versailles erstmals seit LONDON 2012 leer aus. Für die Kärntnerin Julia Sciancalepore hingen nach einer Schrecksekunde auf dem Weg ins Viereck die Trauben zu hoch. Beim Sportpartner vom Oberösterreicher Thomas Haller war die Nervosität groß, das Erlebnis für seinen Reiter aber umso größer.


Haller eröffnete die Bewerbe in der Para-Dressur in PARIS 2024 für das rot-weiß-rote Trio und legte bei seinem sechsten paralympischen Einsatz einen soliden Auftakt hin. Der 59-Jährige belegte mit Espalion im Individual (Grade III) mit 63,733 Prozent Platz elf.

„Ich bin unheimlich stolz auf das Pferd, er war sehr tapfer. Die Prozente zeigen nicht das, was wir können, aber mehr war nicht drin. Er war sehr ängstlich und aufgeregt, das hat man von Beginn an gemerkt. Aber auch, dass er sich sehr bemüht hat“, so Haller, für den es „ein Erlebnis war, vor dieser Kulisse zu reiten“.

Espalion habe das Ambiente im Schlosspark Versaille aber an die Grenzen geführt. „Ich hätte vielleicht mehr machen können, aber mit noch mehr Druck wäre er nur ängstlicher geworden. Das Risiko war zu groß!“

Das Zusammenspiel mit seinem Sportpartner hat aber sehr gut funktioniert, befindet Haller: „Ich war voll auf ihn fokussiert und habe die ganze Zeit mit ihm gesprochen. Es ist großartig, dass ich ihm einen so würdigen Abschluss ermöglichen kann, denn nach den Spielen geht Espalion in Pension.“

„Vielleicht ein bisschen verpokert!“

Pepo Puch ist von Pension weit entfernt, der Steirer gehört nach wie vor und weiterhin zu den weltbesten Para-Dressurreitern. Das stellte er in PARIS 2024 einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis: im Grade II ritt er mit Sailor’s Blue und 72,793 Prozent auf Rang fünf.

„Wenn das Pferd happy ist, sind wir auch happy. Das soll nicht heißen, dass ich ein Athlet bin, der keine Medaille gewinnen möchte, aber das Pferdewohl steht an erster Stelle. Und das bedeutet, dass das Pferd glücklich rausgeht“, bilanziert der 58-Jährige Für seinen Sportpartner gab’s ein Extralob: „Er war wahnsinnig toll, unglaublich konzentriert und bei der Sache.“

Seinen ersten von insgesamt drei Ritten – als Fünfter ist er auch in der samstägigen Kür am Start – bilanzierte er mit gemischten Gefühlen: „Es war nicht supergut, aber auch nicht schlecht. Wenn man das Ergebnis sieht, hätte ich mehr riskieren können, aber das ist immer die Abwägung, wie weit man an die rote Linie geht und wie viel Harmonie da ist. Vielleicht habe ich mich ein bisschen verpokert.“

Auf eine Medaille fehlten dem Steirer lediglich 0,621 Prozent. Das knappe Ergebnis zeige die Entwicklung in der Para-Dressur. „Aber das ist das Schöne am Sport, dass was weitergeht, auf alten Medaillen kann man sich nicht ausruhen. Wenn ich nur in der Vergangenheit bleibe, muss ich eh aufhören.“

Schrecksekunde für „Rampensau“

„Das war heute ein bisschen wie Pflaster abziehen“, sagte Julia Sciancalepore beim Blick auf die Anzeigetafel. Mit 68,917 Prozent blieb die Kärntnerin hinter ihren Erwartungen – Rang 10. „Normalerweise haben wir unsere 70 Prozent, aber wir sind hier bei den Paralympics und nicht irgendwo.“ Nachsatz: „Also eigentlich sind wir im Sumpf von Versailles, nicht irgendwo“, nahm es die Grade I-Reiterin mit Humor.

Auch weil ihr der erste Ritt mit Sportpartner Heinrich IV bei den Paralympics PARIS 2024 viel Spaß gemacht hat. „Ich bin mit unserer Leistung sehr zufrieden. Wir sind heute für das Publikum geritten.“ Ein Grund, warum die 29-Jährige nicht ihre Bestleistung abrufen konnte, passierte auf dem Weg ins Viereck. „Eigentlich ist Heini ja eine kleine Rampensau, allerdings hat er sich beim Hergehen etwas erschreckt, weil so viele Menschen hier sind. Aber wir sind ruhig geblieben, haben unser Programm absolviert und die Atmosphäre sehr genossen.“

Letztere hat Sciancalepore Lust auf mehr gemacht – und die Heeressportlerin weiß, was auch schon, was sie anders und besser machen muss. „Etwas mehr Energie wäre nicht schlecht, daran werden wir in den nächsten Tagen arbeiten und das Training etwas anpassen. Dann bin ich sicher, dass wir uns noch einmal eine Ecke größer präsentieren.“

Der Teambewerb in der Para-Dressur wird am Freitag ab 9:30 Uhr geritten. Nachdem Valentina Strobl nicht antreten kann, da ihr Pferd kurz vor den Paralympics krank wurde, gehen Julia Sciancalepore, Pepo Puch und Thomas Haller ohne Streichresultat in den Bewerb. Am Samtsag steht zum Abschluss in Versailles die Einzel-Kür auf dem Programm. Thematisch orientiert sich der sechsfache Paralympics-Medaillengewinner an der Location: „Es wird Ludwig IVX. werden, also Versailles und Mittelalter. Celine Dion vor dem Eiffelturm wird den Abschluss machen.“

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