Eine wahre Perle des österreichischen Pferdesports. Wohltuend unauffällig, liebenswürdig, charmant, einfühlsam, klug und weise war Gerda Rankl, die darüber hinaus einen enormen Sachverstand und fundamentale Pferdekenntnis besaß. Ein Nachruf auf Gerda Rankl (10. Oktober 1929 – 24. August 2017) von Mag. Klaus Haim und Elisabeth Max-Theurer.
Gerda Rankl ist mit Pferden groß geworden. Bereits als Kind hat sie bei Baron Prosoroff-Wienerwelten im Marchfeld mit dem Reiten begonnen. Während dem Krieg ist der Stall abgebrannt, woraufhin sie nach Breitensee auswich, in eine Reitschule im Marchfeld.
1965 lernte die Familie Rankl General Kurt Albrecht kennen, der der gesamten Familie – Gerda, ihrem Mann Othmar, dem Sohn Peter und Tochter Marlies, Reitunterricht erteilte. Im selben Jahr erwarb die Familie auch ihr erstes eigenes Pferd – den Lipizzanerhengst „Neopolitano Caprice“.
Mit General Kurt Albrecht verband die Familie Rankl eine lebenslange Freundschaft.
Den Aufschwung des heimischen Dressursports hat Gerda Rankl nicht nur über viele Jahrzehnte miterlebt, sondern auch tatkräftig mitgestaltet. Die erfolgreiche Dressurreiterin Gerda Rankl wurde 1969 die erste weibliche nationale und internationale Dressurrichterin Österreichs.
Später war sie maßgeblich an der Gründung der Österreichischen Turnierrichter-Vereinigung 1975 beteiligt.
Am 15. September 1980 wurde Gerda Rankl zur Dressurreferentin gewählt. Sie war damit die erste Frau in einem Hauptreferat. Mit ihrer Wahl zur österreichischen Dressurreferentin hat sie ihr nationales und internationales Richteramt sofort ruhend gestellt, um ihre absolute Objektivität zu wahren.
Ihr Führungsstil im Dressurreferat war stets korrekt und auf einen harmonischen Ausgleich bedacht. Ihre Entscheidungen waren nachvollziehbar und sie hatte für jeden Pferdesportler/jede Pferdesportlerin ein offenes Ohr. Dadurch ist Gerda Rankl das Kunststück gelungen, aus Individualisten im Reitsport ein Team zu formen, das einander hilft, stützt und respektiert. Und das über 25 Jahre hinweg! Eine Leistung, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann.
Ihre 25jährige Amtszeit im Dressurreferat war durchwegs von sportlichen Erfolgen geprägt. Dazu trugen maßgeblich die regelmäßigen Lehrgänge bei, die sie mit General Albrecht und vor allem mit dem damals besten Dressurtrainer der Welt, Georg Wahl, organisierte.
Die größten österreichischen Erfolge in Gerdas Amtszeit: Beim CHIO Aachen im Juni 1984 erreichte das Trio Elisabeth Max-Theurer, Christa Winkl und Peter Ebinger den famosen vierten Rang und schaffte damit die Olympia-Qualifikation. Elisabeth Max-Theurer war damals beste ausländische Reiterin mit Platz sechs im Grand Prix Special. Bei den Olympischen Spielen in Los Angeles wurde es schließlich der elfte Platz in der Einzelwertung für Elisabeth Max-Theurer und der gute neunte Rang für Österreichs Team. Und 1992 schaffte Elisabeth Max-Theurer Platz acht bei den Olympischen Spielen in Barcelona.
Ein weiteres Highlight ihrer Referatstätigkeit war zweifellos der erfolgreiche Auftritt der österreichischen Dressurequipe in Athen, wo Victoria Max-Theurer mit 17 Jahren als jüngste Dressurreiterin aller Zeiten an den Start ging. Diese Olympischen Spiele bildeten auch den Schlusspunkt ihrer eindrucksvollen Referentenlaufbahn.
Auf unseren Turnieren am Brandhof und am Schindlhof, sowie beim CDI Achleiten war Gerda von Anfang an präsent: zuerst als Bundesreferentin und nach ihrer Amtszeit bis 2012 noch aus Vorsitzende des Schiedsgerichts. Zudem war sie für uns immer eine verlässliche Ratgeberin.
Gerda war nicht nur eine Perle für den österreichischen Pferdesport, sondern vor allem ein kostbarer, unersetzlicher Mensch für alle die ihr nahestanden – ganz besonders natürlich für ihre Familie.
Gerda Rankl wird immer in unseren Herzen bleiben und uns weiterhin begleiten.
Im Namen des Österreichischen Pferdesportverbandes
Mag. Klaus Haim Elisabeth Max-Theurer
Vize-Präsident des OEPS Präsidentin des OEPS