Kunz beendet Österreichs Durststrecke

16.09.2024 - Bei der Weltmeisterschaft der Distanzreiter:innen in Monpazier (FRA) war Österreich mit zwei Reiterinnen vertreten. Stephanie Kunz finisht mit dem 13-jährigen Shagya Araber Hengst Kuhaylan Zaid 111 Kohekon die 160km WM-Strecke bei schwierigsten Bedingungen als 45 von 118 Startern. Somit war Kunz die erste Österreicherin seit 18 Jahren, die bei einer WM das Ziel erreichte. Jana Kupper auf Talisman el Takko zog nach dem vierten Gate zurück.


Start bei Donner, Blitz und strömendem Regen

Ähnlich wie die Normandie 2014, wird auch diese WM durch ihre herausfordernden Wetterbedingungen in Erinnerung bleiben. Über 60 Nationen haben sich eingefunden – von 125 zur Vorkontrolle vorgestellten Pferden starteten letztlich 118. Die sehr technisch anspruchsvolle Strecke führte bergauf und bergab über die schmalen Wege der Hügel und Eichenwälder inmitten der französischen Dordogne. „Flache Teilstücke gab es kaum, ebene Wege waren kurvig, die Untergründe wechselten sich häufig ab zwischen Lehm, steinigen Böden, befestigten Straßen und über geackerte Felder“, beschreibt Bundesreferent Gernot Kunz die Strecke rund um das historische Dorf Monpazier.

Der Start am Samstag, den 7. September um 5:30 wurde durch starke Regenfälle und ein Gewitter erschwert. „Es war wie ein Blindflug, die Pferde galoppierten nach dem Massenstart im Finstern durch Sturm und Gewitter, ich konnte trotz Stirn-Lampe gar nichts sehen und musste mich zu hundert Prozent auf mein Pferd verlassen“, berichtete Steffi Kunz. Kunz hatte sich aus Sicherheitsgründen für eine Position im hinteren Starterfeld entschieden, während Jana Kupper im vorderen Drittel mitstartete. Auf den engen, schlammigen und mittlerweile sehr glitschigen Wegen war an Ausweichen oder Überholen nicht zu denken. Die Crews hatten Mühe, ihre Reiter:innen im Pulk in der Finsternis zu finden „Allerdings konnte man sie gut hören“, erzählt Gernot Kunz schmunzelnd – er war Teil der vierköpfigen Crew vor Ort.

„Die Veranstalter waren top organisiert, Traktoren standen bereit, um im Schlamm feststeckende Crew-Fahrzeuge zu bergen, alles war extrem gut markiert und reguliert, von früh bis spät sicherten die freiwilligen Streckenposten und Polizisten wichtige Verkehrspunkte“, so Kunz weiter. Die Teilstrecken wiesen bis zu vier Crewpunkte auf, wobei es speziell am Anfang dichtes Gedränge und Verkehrsaufkommen gab.

Im Morgengrauen galoppierten 118 Pferd-Reiter:innenpaare nach den ersten 37km der ersten Tierarztkontrolle im Hippodrome Monpazier entgegen, wo die Crewing Teams bereits warteten.

Strenge Kontrollen sorgen für Pferdewohl im Spitzensport

Distanzreiten ist ein herausfordernder Sport und funktioniert nur im Team. Die Crew kümmert sich um Pferd und Reiter auf zugewiesenen Punkten auf der Strecke und im Vet Gate, wobei die Anzahl der Helfer:innen streng reguliert sind. Die 160km von Monpazier waren in sechs Teilstrecken unterteilt. Nach jeder Teilstrecke kommen die Pferde zurück zum Startpunkt, wo sie innerhalb von 15 Minuten einen Puls von höchstens 64 Schlägen erreichen müssen, während die Reitzeit noch weiterläuft. Dann werden sie einer umfassenden Tierarztkontrolle unterzogen, mit Pulsnehmung, Vortraben und festgelegten Werten für Hydration, Muskulatur, Darmgeräusche, Rücken und Gurtlage. Erst wer hier ein ‚fit to continue‘ vom Tierarzt bekommt, darf nach einer Pause von 40 Minuten auf die nächste Runde.

Hohe Ausfallsquote auch bei Favoriten

Eine hohe Ausfallsquote von 52% zeugt von einer selektiven Strecke und strengen Kontrollen. So fällt etwa mit dem gesamten italienischen Team ein großer Favorit aus dem Rennen, auch weitere Spitzenteams wie Spanien, Portugal und Deutschland konnten nur einzelne Reiter durchbringen.
Jana Kupper entscheidet sich im Sinne des Pferdewohls, nach der vierten Teilstrecke zurückzuziehen – „Ich hatte seit der ersten Runde das Gefühl, dass Tali nicht so ist wie sonst immer und hatte einfach kein gutes Gefühl auf die nächste Runde zu starten“, begründete Jana Kupper ihre schwere aber, sehr verantwortungsbewusste Entscheidung, die sich im Blutbild am nächsten Tag bestätigen sollte.

To finish is to win

Auch bei Steffi Kunz lief es nicht ohne Pannen, ein verlorenes Eisen auf der Strecke kostete Zeit und Anschluss – die beiden mussten in Folge die letzten 90km alleine bestreiten. Doch auf Koko ist Verlass. Sicher und stetig absolvierte er Teilstrecke um Teilstrecke und passierte mit Steffi Kunz um 21:18:22 die Ziellinie. Nach erfolgreicher letzter Tierarztkontrolle (Nachuntersuchung) stand fest: Österreich hat seit 18 Jahren eine Paarung im WM-Finish und Kunz belegt den 45. Platz von insgesamt 118 Startern.

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