Keine Angst vor einem Blackout

30.05.2022 - In den letzten Monaten wurde das Thema „Blackout“ in Österreich ein immer größeres. Es verunsichert nicht nur die Bevölkerung, sondern regt die Menschen – speziell auch Pferdstallbetreiber:innen – zu einem nachhaltigen Umdenkprozess an. In vielen Medien wurde beispielsweise von einer „stromlosen Zeit“ von bis zu zwei Wochen berichtet, was der Sprecher des Vorstandes der Energie Steiermark AG, DI Christian Purrer, so nicht unterschreiben würde und der vorhandenen Angst mit guten Argumenten entgegenwirken will.


„Fakt ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts auch in Österreich zunimmt, da wir immer mehr nicht-steuerbare Produktionen wie beispielsweise Wind- und Sonnenenergie ins Netz bekommen. Im Endeffekt muss so viel Strom verbraucht werden, wie produziert wird – das ist wichtig zu wissen. Wenn weniger erneuerbare Energie reinkommt, muss das mit Gas-Kraftwerken aufgefangen werden. Die Überschüsse werden in Wasserkraftspeicher eingespeist. Da gibt es Systeme, die den Verbrauch überwachen und steuern. Wenn dann der Strom von einer Sekunde auf die andere komplett weg ist, kommen die Kraftwerke nicht mehr mit“, erklärt Purrer und ergänzt: „Das ist im ersten Moment tragisch, aber man muss da keine Katastrophenszenarien heraufbeschwören. Wir sind sehr gut darauf vorbereitet, daher kann ich allen Menschen die Angst davor nehmen. Bis jetzt hatten wir, bis auf großflächige Störungen, die den verschiedenen Wetterbedingungen zuzuschreiben waren, bislang noch keinen richtigen Blackout – da wäre es im ganzen Land komplett finster. Wir konnten viel bereits im Vorfeld abfangen, sodass es zu keinen Problemen gekommen ist.“ In den letzten 10 Jahren, in denen Purrer dem Vorstand angehört, wurde bei der Energie Steiermark im Krisenmanagement, bei Schulungen und bei unzähligen Tests die Frequenz deutlich erhöht. Man wäre also für den Notfall bestens gerüstet.

Österreich ist vorbereitet

Österreich befindet sich in einem großen europäischen Stromnetz und verfolgt mit den anderen Ländern ein gemeinsames Ziel: Wenn in einem Staat Probleme auftreten, kann das sehr schnell von den anderen Ländern kompensiert werden. Demzufolge gibt es große Bemühungen, freie Kapazitäten zu schaffen, damit man für den Fall der Fälle gerüstet ist. „Sollte doch etwas passieren, wird Europa sehr schnell in nationale Netze zerlegt. Österreich ist dann sozusagen eine eigene Insel. Wir haben bei uns im Land einige Kraftwerke, die ohne Strom starten können. Von dort aus wird dann im Notfall das Netz wieder aufgebaut. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir in unserem Land dafür prädesdiniert sind. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern sind wir mit Sicherheit eines der ersten Länder, das wieder eine Vollversorgung aufstellen kann. Länder wie Frankreich tun sich da beispielsweise um einiges schwerer. Wir sprechen da von einer Zeitspanne von 12 bis maximal 24 Stunden. Das sind somit die Parameter, die auch für Pferdestallbesitzer relevant sind. Man muss schauen, dass man für diesen Zeitraum ohne externe Stromversorgung über die Runden kommt“, gibt der Vorstandessprecher spannende Einblicke.

Ausfall bewältigbar

Auch wenn die Zeitspanne im ersten Moment überschaubar wirkt, bringt sie speziell in Stallungen doch das eine oder andere Thema mit sich. So gibt es beispielsweise keine Beleuchtung sowie kein Wasser aus der Leitung. Automatisierte Futterzufuhr und Mistentsorgung funktionieren nicht mehr. In den letzten Monaten wurde die Einstellungen der Menschen verändert, und es wird immer mehr auf Energieeffizienz und Eigenstrom gesetzt. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wird immer präsenter. Peter Englbrecht vom Reitstall Schloss-Kammer, erklärt: „Bislang war das bei uns nicht so das Thema, aber wir würden den Ausfall, glaube ich, ganz gut kompensieren können. Auch wenn es dann im ersten Moment sicherlich keine entspannte Situation wäre, man kommt wohl dann erst auf viele Dinge drauf. Aktuell planen wir gerade eine große Photovoltaikanlage und wollen uns dadurch eine gewisse Autarkie schaffen. Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir direkt neben dem Attersee beheimatet sind – von daher lässt sich das Problem mit dem Wasser bei uns auch gut lösen.“

Regelmäßige Wartungen

Neben den bereits erwähnten Photovoltaikanlagen bietet sich ein Dieselaggregat an. „Mit einem Aggregat kann man kurzfristig sehr viel auffangen. Das ist sicherlich der erste Schritt, den man setzen kann. Schwierig wird es dann, wenn dann der Strom wieder aus dem Netz kommt und synchronisiert werden muss. Das muss technisch sauber aufgesetzt werden, das ist aber nicht ganz billig. Wichtig ist, dass man die Aggregate auch regelmäßig wartet und testet sowie auch den Kraftstoff tauscht. Im Notfall muss es auf Knopfdruck funktionieren – darauf kommt es an“, empfiehlt Purrer und ergänzt: „Das Ziel muss es sein, autark zu sein und Strom selbst zu produzieren, nicht nur im Notfall. Damit kann man einen wichtigen Teil gegen die Klimakatastrophe beitragen – in diese Richtung geht es bei immer mehr Leuten.“

Zusammenfassend kann man festhalten, dass eine gezielte Vorsorge definitiv Sinn machen, Lebensmitteleinkäufe für mehrere Wochen dann doch überzogen sind. „Eines ist mir jedoch noch wichtig. Wir investieren sehr viel Geld, damit wir da vorbereitet sind und die Leute schnellstmöglich wieder von der gewohnten Infrastruktur Gebrauch machen können. Gezielte Vorsorge zu treffen, mit Dieselaggregaten oder Photovoltaikanlagen ist sinnvoll, aber man darf sich auch nicht selbst verrückt machen. Ich empfehle, einfach das Szenario in Ruhe durchzudenken, mögliche Schwachstellen zu eruieren und dann gezielte Akzente zu setzen. Ein Patentrezept gibt es nicht, da die Voraussetzungen auch bei allen Pferdestallbesitzern unterschiedlich sind.“

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