Hannah Berchtold: Kleines Dorf, großer Traum!

06.03.2022 - Der Weg von Dressur-Talent Hannah Berchtold war schon früh vorgezeichnet, auch wenn es lange mit dem alpinen Skisport ein Konkurrenzangebot gab. Die Vorarlbergerin zeigte sich auch auf den Skiern sehr talentiert und gehörte dem Nachwuchskader des RSG an – doch das Herz schlug mehr für den Pferdesport. „Wir hatten immer schon einen Stall und einen Schulbetrieb zu Hause. Mein Opa war schon immer mit dem Pferdesport verbunden. 2010 hat mich die erfolgreiche Reitlehrerin Heidi Dunst auf das Pferd gesetzt und so nahm das dann alles seinen Lauf. 2011 habe ich dann schon mein erstes Pony bekommen – dieser Sport hat mich immer schon fasziniert und gefesselt“, berichtet Berchtold, die bis zur Klasse M alles von ihrer Trainieren Heidi Dunst gelernt bekommen hat. Seit Jänner 2022 trainiert die 18-Jährige dreimal die Woche bei Theresa Rhomberg-Rochelt, und hat schon einen weiteren Schritt nach vorne gemacht und wird großartig unterstützt.


Reaktion ergibt eine Aktion

Auch wenn ihre Eltern eher den Skisport bevorzugt haben, fiel die Entscheidung auf die Pferde. „Mit dem Pferd hat man einen wichtigen Sportpartner, der auch einmal einen schlechten Tag haben kann. Beim Skifahren ist man bei Fehlern immer selbst schuld. Es ist ein Lebewesen, mit dem man auch sehr gut kommunizieren kann – das hat mich immer schon fasziniert. Mein Pferd reagiert beispielsweise, wenn ich leise pfeife. Sollte er einmal nervös sein, beruhigt er sich dann ganz schnell wieder und ist entspannt – er spürt sozusagen, dass ich da bin. Eine Reaktion der Reiterin, ergibt automatisch eine Aktion des Pferds. Dieses harmonische Miteinander zeichnet unseren Sport aus“, berichtet Berchtold, die Seit 2021 Teil des OEPS Talente Team ist. Nach zwei Online-Kursen, die Corona-bedingt unausweichlich waren, genoss die sympathische Vorarlbergerin den dritten Lehrgang: „Mein dritter Lehrgang war der erste, der physisch abgehalten wurde. Ich habe speziell das Thema Mentaltraining sehr spannend gefunden, es hat mir geholfen. Es spielt sich einfach mega viel im Kopf ab – da habe ich viel mitnehmen können.“

Liebe auf den ersten Blick

Mit ihrem Pferd Dom Perignon war es sofort Liebe auf den ersten Blick. „Wir haben damals nach einem Pferd für mich gesucht. Ich bin dann durch die Stallgasse gegangen und bin bei ihm stehengeblieben und ihn dann gleich gestreichelt, weil er zufällig aus der Box rausgeschaut hat. Und dann ist die Verkäuferin gekommen und hat ihn rausgeholt. Ich war überglücklich. Man muss aber sagen, dass ‚Danko‘ eine reine Springabstammung hat, aber irgendwie sind wir dann im Viereck gelandet. Er ist unglaublich gutmütig, lernwillig und motiviert. Er will die Lektionen lernen und tut sich dabei sehr leicht. Sein Charakter ist einfach Goldwert“, strahlt die 18-Jährige, wenn sie über ihre bessere Hälfte spricht. Und dass sich das Duo blind versteht und gegenseitig komplett vertraut kann man auch an einer schönen Geschichte festmachen „Ein halbes Jahr nach dem ich Dom Perignon bekommen habe, waren wir ausreiten. Da sind dann einige Noriker auf uns zu galoppiert – keine Ahnung wo die damals hergekommen sind. Ich bin dann abgestiegen und er hat sich in dieser Situation vor mich gestellt. Da war für mich klar, er vertraut mir und passt auf mich auf – ein schöner und doch emotionaler Moment für mich.“

„Ich lass es auf mich zu kommen“

Während viele SportlerInnen ihre Jahresziele ziemlich konkret definieren, verfolgt Berchtold einen etwas anderen Ansatz und lässt das Ganze auf sich zu kommen. Nach einem für sie erfolgreichen Jahr mit den ersten Starts in der M-Klasse sowie der Allgemeinen Klasse in Vorarlberg will die 18-Jährige auch 2022 angreifen. „2021 war ein gutes Jahr. Ich finde, man soll immer die positiven Dinge herausstreichen. Ich hatte viele tolle Wettkämpfe und konnte einige Bewerbe mit meinem Pferd gewinnen. Trotzdem möchte ich 2022 nicht an einem Ziel festmachen. Wir schauen, was die Saison so bringt. Wichtig ist, dass man sich auch an den kleinen Fortschritten erfreut und darauf auch stolz ist. Ich werde mit meinem Pferd aber definitiv das Beste geben“, so Berchtold, die großartige Entwicklung im österreichischen Dressursport in den letzten Jahren herausstreicht und sehr viele junge Talente mit Top-Pferden sieht, die sich Schritt für Schritt nach oben arbeiten.

Kleines Dorf, großer Traum!

Die Frage nach dem Lieblingsplatz hat Berchtold schneller beantwortet, als sie gestellt wurde: „Dort wo ich herkomme. Ebnit ist ein kleines Dorf mit knapp 100 Einwohnern. Da fühle ich mich richtig wohl und genieße jede Sekunde meiner Zeit“, strahlt die Dressur-Reiterin und berichtet von einem großen Umbau in eineinhalb Jahren, der der Türöffner für einen Lebenstraum werden soll. „Ich weiß genau was ich will, das war schon immer so. Ich würde gerne irgendwann in der Zukunft, wenn der Umbau abgeschlossen ist und das dann alles gut läuft, Pferdezüchten, sie gut ausbilden und im Idealfall dann auch verkaufen. Und wenn ich Glück habe, bekomme ich dann ein Pferd, mit dem ich selbst erfolgreich sein kann. Das wäre so mein Plan, der mir große Freude bereiten würde. Momentan weiß ich nicht, wie weit ich es mit ‚Danko‘ schaffen kann – er ist nun mal ein Springpferd. Aber ich schätze, wie er sich anstrengt und wie gut wir trotz dieser Voraussetzung sind“, gibt die Vorarlbergerin, die als gut gelaunte und ehrgeizige Person bekannt ist, einen kleinen Ausblick. Darüber hinaus hat das Wort Respekt ihren Mitmenschen und den Pferden gegenüber einen enorm hohen Stellenwert in ihrem Leben.

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