Franziska Baumschlager: „Gute Stimmung aufsaugen“

07.04.2022 - Eigentlich hätte bei Franziska Baumschlager alles ein wenig anders kommen sollen. Neben ihren sportlichen Anfängen im Golf und Tennis zeigte sich die Oberösterreicherin auch am Klavier sehr talentiert und wusste auch im Ballett zu begeistern. Vom Pferdesport war damals überhaupt noch keine Rede, und dass obwohl ihre Mutter in ihrer Kindheit lange selbst geritten ist und zwischenzeitlich sogar selbst Pferde gezüchtet hat. Durch einen beruflichen Wechsel nach München wurde alles verkauft und das Kapitel „Pferdesport“ geschlossen, aber auch in diesem Fall sollte sich die Türe doch noch einmal öffnen. „Mit 10 Jahren hatte ich dann meine erste Reitstunde. Am Anfang war meine Mama noch dagegen, weil das Thema für sie eigentlich erledigt war, aber ich bin hartnäckig geblieben – das hat sich ausgezahlt. Ich habe dann sehr schnell gefallen am Pferdesport gefunden. Das hat meine Mama dann auch überzeugt und sie hat gesagt hat ‚Okay. Ganz oder gar nicht‘. Das Ende dieser Geschichte war, dass ich drei Monate später mein erstes Pony bekommen habe und meiner neugewonnen Leidenschaft nach gehen konnte“, berichtet Baumschlager, die aktuell von Valerie Kobinia und Rudolf Rostek, Bereiter der Spanischen Hofreitschule, trainiert wird.


Schritt für Schritt

Für die heute 20-Jährige ist es dann kontinuierlich in eine professionellere Richtung gegangen und der Dressursport hat es der BWL-Studentin angetan. „Ich bin in der Dressur super aufgehoben. Springreiten war nie ein Thema, da ich sehr großen Respekt vor dem Springen habe. Im Viereck fühle ich mich einfach viel wohler“, schmunzelt Baumschlager und ergänzt: „Meine Mama spielt in meinem Leben, speziell was den Pferdesport angeht, eine sehr große Rolle. Sie hilft mir immer und ist auch bei den Turnieren als Unterstützung dabei. Dafür bin ich sehr dankbar. Mittlerweile macht es ihr auch richtig Spaß und sie nutzt diese Zeit immer zum Abschalten. Wir haben ein Seminarhotel inklusive eines Restaurants daheim, da ist immer etwas zu tun und meistens viel Stress. Wenn wir unterwegs sind, hält Papa mit unserem Hund die Stellung.“

(c) Team Myrtill
(c) Team Myrtill

Europameisterschaft im zweiten Anlauf

Die Oberösterreicherin und ihr Sportpartner Lord Louis sind seit 2018 ein unzertrennliches Team. „Er ist super lieb, oftmals verschmust und sehr kuschelbedürftig. Aber er arbeitet auch gerne und wir haben schon viel weitergebracht auf unserem gemeinsamen Weg. Er schmeißt einem sehr schnell das Herz hin und würde alles für mich tun. Das ist einfach ein unglaubliches Gefühl und wir sind definitiv auf einer Wellenlänge. Jede Sekunde macht einfach Spaß mit ihm“, schwärmt Baumschlager, die mit ‚Lordi‘ mit den fliegenden Wechseln ihre Lieblingslektion im Viereck gefunden hat. „Soll aber nicht heißen, dass ich die anderen Dinge nicht mag. Ich bin da ganz entspannt. Es gibt nichts was wir nicht machen wollen bzw. wo wir uns nicht hinaussehen“. In ihrem letzten Young Rider-Jahr soll es nun auch mit einer Teilnahme an der Europameisterschaft klappen. Nach einem starken Jahr 2021 war die 20-Jährige für die EM zwar als Reservereiterin nominiert, zu einem Einsatz ist es aber nicht gekommen. Das soll 2022 nun anders werden: „In erster Linie möchte ich mein letztes Young Rider-Jahr genießen und bei den Turnieren meine Leistung bringen. Dann werden wir sehen, was sich ergibt.“ Für eine Qualifikation sind zwei Pflichtturniere (Gössendorf und Achleiten II) sowie zwei Wahlturnier vorgesehen und für eine Nominierung ausschlaggebend.

(c) Team Myrtill
(c) Team Myrtill

OEPS Talente Team

Seit Ende 2019 ist Baumschlager fixer Bestandteil des OPES Talente Teams, einem Förderprogramm des Österreichischen Pferdesportverbandes für junge ReiterInnen aller Sparten. „2019 hatte ich ein super Jahr und konnte mich dreimal international platzieren und viele nationale Erfolge einfahren. Es war immer ein großes Ziel von mir, dass ich da dabei sein kann. Umso größer war dann die Freude, als ich die Zusage bekommen habe. Ich muss sagen, dass ich bei den Kursen schon sehr viel mitnehmen konnte – vor allem das Thema Anti-Doping war für mich sehr wichtig. Wir werden auf viele Bereiche perfekt vorbereitet. Judith (Anm.: Eisnecker) macht ihre Sache richtig gut, hat einen frischen Wind hineingebracht und versucht unsere Inhalte auch medial zu verbreiten“, erklärt die 20-Jährige, die sehr strukturiert und für ihren Ehrgeiz bekannt ist. Auch wenn der Fokus immer klar nach vorne gerichtet ist, zeichnet Baumschlager im Alltag ihre lustige und offene Art aus – eines ihrer Markenzeichen. Aber es gibt auch Momente, wo sie ihren stressigen Alltag für einige Zeit hinter sich lassen möchte. Und was ist dafür besser geeignet als ein feiner Ausritt? „Es klingt jetzt vielleicht kitschig, aber wir reiten dann sehr gerne im Schritt aus. Bei unserem Reiterhof (Anm.: Gestüt Lindhof) gibt es viele befestigte Ausreitwege. Da können wir super entspannen und die gute Stimmung aufsaugen. Das gibt uns sehr viel Kraft und Energie zurück“, strahlt Baumschlager.

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