Die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro gehen in die finale Phase: Am Samstag kamen die ersten Pferde im olympischen Reitsportzentrum in Deodoro an. Victoria Max-Theurers Stute Della Cavalleria tritt ihre Flugreise heute (1.8.) mit den Olympiapferden des deutschen Teams an.
Über 200 Pferde reisen insgesamt zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro. Das komplexe Vorhaben wird über drei Umschlagplätze in Europa und Amerika abgewickelt: Stansted (GBR), Lüttich (BEL) und Miami (USA).
Auch für Victoria Max-Theurers Della Cavalleria wird es heute (Montag, 1.8.) ernst: Nach einer Gesundheitsprüfung wird die Oldenburger Stute mit den Olympiapferden des deutschen Teams von Lüttich aus ihre Flugreise nach Rio antreten.
First-Class-Flug für Olympia-Pferde
Die Pferdetransporte für das Internationale Olympische Komitee (IOC) organisiert seit den Olympischen Spielen 1988 in Seoul die irische Spedition Peden Bloodstock. In einer Boeing 777 fliegen 40 Pferde, die in der sogenannten Animal Lounge am Flughafen noch von Veterinärmedizinern auf ihre Flugtauglichkeit gecheckt werden, mit 15 Flying Grooms (speziell ausgebildeten Pferdebetreuern). Ein Pferd benötigt 12 kg Heu und 2 bis 3 kg Kraftfutter bzw. 20 bis 30 Liter Wasser am Tag. Insgesamt werden 320 Pferde nach Rio geflogen. Della Cavalleria OLD, die Sportpartnerin von Victoria Max-Theurer, fliegt am 1. August ab Lüttich u. a. mit den deutschen Olympiapferden.
Mehr Infos unter pferderevue.at.
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Victoria Max-Theurer im Interview mit dem OLYMPIA REPORT:
„Olympische Spiele sind das höchste Ziel für jeden Sportler“
1980 Moskau, 1984 Los Angeles, 1992 Barcelona, 2004 Athen, 2008 Hongkong, 2012 London, 2016 Rio de Janeiro – Kontinuität bei olympischen Dressurreit-Bewerben trägt den Namen Max-Theurer. Elisabeth Max-Theurer (59), Olympiasiegern 1980, heute Vizepräsidentin des Österreichischen Olympischen Comité, vertrat Österreich dreimal bei Spielen, Victoria Max-Theurer (30) wird in Rio in dieser Statistik mit ihrer vierten Olympia-Teilnahme an ihrer Mutter vorbeiziehen. Die Olympia-Dreizehnte von London über die harte Olympiaqualifikation, ihre Pferde als Sportpartner und das Gefühl, Teil einer großen Olympischen Sportfamilie zu sein.
OLYMPIA REPORT: Die siebenten Olympischen Spiele für die Familie Max-Theurer, die vierten für Victoria Max-Theurer – wie schwer war es diesmal, sich wieder zu qualifizieren?
Victoria Max-Theurer: „Es war ein hartes Rennen in einer harten Gruppe, in der alle um ihr Leben geritten sind. Das Limit war mit über 73 Prozent im Grand Prix extrem hoch! Wir haben es aber geschafft, einen Quotenplatz für Österreich zu erkämpfen, für den ich dann aufgrund meiner Leistungen – auch in Aachen im letzten Jahr – vom ÖOC nominiert wurde. Schade, dass wir uns nicht wie zuletzt 2004 in Athen wieder als Mannschaft qualifizieren konnten. Bei den Weltreiterspielen 2014 waren wir Achter, da haben nur zwei Plätze zur Olympiaqualifikation gefehlt, bei den Europameisterschaften in Aachen im Vorjahr waren es dann insgesamt nur 1,2 Prozentpunkte nach vier Ritten.“
Sie waren in London Dreizehnte, was ist diesmal drin?
Max-Theurer: „Unser Sport hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Mit den Punkten, die ich im Kür-Finale für Platz 13 bei den Olympischen Spielen 2012 in London bekommen habe, hätte ich bei den Spielen 2008 Bronze gewonnen. In Rio werden wir sehen, was möglich ist. Medaillenkandidatin bin ich keine, aber meine beiden für Olympia qualifizierten Pferde Blind Date und Della Cavalleria OLD haben große Kämpferherzen. Leider konnte ich die etwas erfahrenere Blind Date, die bei der EM 2015 in Aachen im Grand Prix mit Platz 10 gezeigt hat, was in ihr steckt, nicht nach Rio mitnehmen weil sie das Rio-Futter nicht verträgt. Della, die in Aachen schon in der Kleinen Tour gewonnen hat und in diesem Jahr sehr starke Leistungen in der Großen Tour gezeigt hat, ist dafür sehr gut in Schuss, hat sich im Training optimal präsentiert und deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir in Rio schöne Runden zeigen werden können.“
Wie steuern Sie das Training mit Ihren Pferden, um punktgenau in Hochform zu sein?
Max-Theurer: Pferde sind Lebewesen, die oft sehr sensibel auf ihre Umwelt reagieren. Wir versuchen uns mit einem gezielten Trainingsplan und ausgewählten Turnieren sehr genau auf diesen Tag X vorzubereiten. Wobei mir wichtig ist, dass Lockerheit und Spaß im Training trotz des großen Ziels für mich und meine Sportpartner erhalten bleiben. Am wichtigsten ist für mich, meine Pferde frisch und gut gelaunt an den Start zu bringen.
Unterscheiden sich Olympische Spiele von anderen Großereignissen?
Max-Theurer: Nun, die Abläufe bei großen Championaten sind relativ ähnlich, weil natürlich die Leute vom Weltreiterverband FEI, die den Wettkampf organisieren, ja auch bei Europameisterschaften oder Weltreiterspielen dabei sind. Das Klima in Rio sollte im August jedenfalls kein großes Problem sein, weil es dort so zwischen 25 und 30 Grad haben wird. Fast wie daheim.
Sie sind zum vierten Mal bei Olympischen Spielen – trotzdem noch immer aufgeregt?
Max-Theurer: Es ist ein schönes Gefühl, wieder dabei sein zu dürfen. Olympische Spiele sind wohl das höchste Ziel eines jedes Sportlers. Und für uns Pferdesportler sind sie ganz speziell, weil wir ja sonst nur unter uns sind. Wir sehen, dass wir Teil einer riesigen Sportfamilie sind. Dass damit auch das Medieninteresse viel größer ist als sonst, finde ich auch sehr positiv. Und für mich ist es gut, dass ich schon zum vierten Mal dabei bin, weil es keine Fahrt ins Ungewisse mehr ist, sondern ich ungefähr weiß, was auf mich zukommt. Da ist alles eine Spur entspannter.
Welches waren bislang die schönsten Spiele für Sie?
Max-Theurer: Ein Ranking gibt es nicht. Athen hatte fast Urlaubsflair und wir haben auch noch etwas von den anderen Sportarten mitbekommen. Hongkong war hervorragend organisiert und hat uns das asiatische Lebensgefühl nahegebracht. Und schließlich fand London vor einer atemberaubenden Zuschauerkulisse statt. Jetzt freue ich mich auf Rio und hoffe, dass wir schöne Runden zeigen können.
Fotos: (c) privat