Small Tour
Nicht zu gedankenlos und unbedacht durfte man die Finalprüfung der Small Tour angehen, denn trotz der eher wenig erschreckenden Höhe von 1,25 Meter zeichneten sich in diesem Standardspringen gewissen Schwierigkeiten ab, denen lediglich drei der insgesamt 58 TeilnehmerInnen gewachsen waren. Neben allerlei technischer Hürden und gefinkelter Folgen spielte auch die eng bemessene Zeit eine entscheidende Rolle. Nicht verwunderlich also, dass jeder einzelne dieser drei fehlerfrei gebliebenen Ritte vom Publikum stark bejubelt wurden.
An der Spitze fanden sich die „üblichen Verdächtigen“ wieder: Im Sattel ihres schicken Fuchses „Recaro Brillant“ verwies Chloe Aston (GBR), zum vierten Mal siegreich an diesem Wochenende, Piergiogio Albanese (ITA) am zweiten und Josef Kincl jr. (CZE) am dritten Rang. Sie nutzte nicht unbedingt die möglichen eng aufgestellten Wendungen, dafür die weite Galoppade ihres Oldenburgers aus.
Über eine überaus gelungene Runde konnte sich Michaela Wollinger freuen, die auf „Galapagos“ für das beste rot-weiß-rote Ergebnis sorgte und mit einem Zeitfehler Vierte wurde. Beständig in die Platzierung jumpten Matthias Raisch und „Rio Bravo Du Theil“, die sich mit einem Strafpunkt am sechsten Rang reihten. Mit zwei Zeitfehlern ins Ziel gesprungen war Stefan Leikermoser, der sich auf „Auheim´s La Quitol“ Platz neun sicherte. Die Bestzeit vor Augen und einen Abwurf beim Aussprung der zweifachen Kombination bescherten Dieter Köfler und „Glock´s Bonjour Vieux Pon“ den zwölften Endrang.
Bianca Babanitz und Michaela Wollinger sattelten die besten Jungpferde!
Mit großem Interesse wurden die Youngster Tour Finalis der fünf- und sechsjährigen Nachwuchspferde verfolgt. Immerhin starteten hier die herangehenden Champions im Parcours und das durfte man als reitsportbegeisterter Zuseher nicht verpassen.
Den Start machten die fünfjährigen Nachwuchsrösser, bei denen vier fehlerfreie Runden bejubelt werden konnten: Gerfried Puck mit seinen beiden Pferden „Cuiuno H“ und „Glock´s Celebration“, der ja schon einmal hier das Finale für sich entscheiden konnten, Balazs Horvath (HUN) auf „PM La Conta Z“ und Bianca Babanitz mit ihrer schicken Fuchsstute „Centina Cat“.
Nachdem sowohl Gerfried Puck mit seinem ersten Pferd „Cuiuno H“ als auch der Ungar Balaszs Horvath auf der Lawito-Tochter Abwürfe kassierten, lieferte die einzige Amazone im Stechen eine Traumrunde ab. Ihre in Oldenburg gezogene Centadel x Zandor-Tochter kämpfte beherzt mit und fiel mit einer sehr sprunggewaltigen Manier auf. Die Zeit stoppte bei 35,35 Sekunden, was eine ernstzunehmende Richtmarke für das letzte Starterpaar war. Dieses war niemand geringeres als die Finalsieger vom Oktober-CSI, Gerfried Puck und „Glock´s Celebration. Sie kamen zwar in 34,45 Sekunden noch schneller ins Ziel, mussten jedoch wegen einer kleinen Unaufmerksamkeit am ersten Hindernis vier Strafpunkte auf ihr Konto verbuchen und wurden Zweiter. Rang drei ging ebenfalls an den Kärtner und Vierter wurde Balazs Horvath. Für die siegreiche Burgendländerin ist dieser Finalsieg eine besondere Auszeichnung. Sie hatte diese kompakte Stute als dreijähriges, komplett rohes Pferd bekommen, sie dann selbst angeritten und ausgebildet und in dieser ersten gemeinsamen Turniersaison schon zu mehreren internationalen Platzierungen gebracht. „Sie ist mein kleinstes Pferd, hat aber das größte Herz von allen. Trotz ihrer gerade mal 1,57 Meter Stockmaß hat sie sicherlich das meiste Vermögen von allen und ist zudem noch extrem vorsichtig über den Hindernissen.“, beschrieb Bianca Babanitz voller Freude ihre Stute, die am besten Weg ist, ihr nächstes Top-Pferd zu werden.
Dass Erfolg kein Zufall ist, konnte man eindrucksvoll im Anschluss daran bei den sechsjährigen Springpferden sehen. Schon im überaus anspruchsvollen Grundumlauf trennte sich sprichwörtlich die Spreu vom Weizen: Nur fünf StarterInnen schafften es, im 1,30 Meter hohen Parcours fehlerfrei zu bleiben und ein Ticket für das Stechen zu bekommen. Das waren Lars Nieberg (GER), Monika Noskovicova (SVK), Ales Opatrny (CZE), Simon Johann Zuchi (AUT) und die internationale Finalsiegerin vom Oktober Michaela Wollinger (AUT). Gleich als erster Starter legte die hochumjubelte Deutsche einen tollen Nuller hin. Mit dem Chin Chin-Nachkommen „Chin Chieno“ legte er in 36,70 Sekunden ein ordentliches Resultat vor. Die beiden Gäste aus der Slowakei und Tschechien kassierten mit ihren Pferden „Cita“ und „Obora´s Golden Sun“ einen Abwurf und reihten sich somit dahinter ein. Nun lag alles in der Hand der beiden heimischen Siegeshoffnungen. Der Steirer kam als vorletzter in die Bahn und sattelte seinen „Larom v. Pachern“, der ja schon in den ersten beiden Teilprüfungen am Freitag und Samstag brillieren konnte. Wie wir es nicht anders erwartet haben, blieb er makellos fehlerfrei und war sogar noch einen Tick schneller als der Doppelolympiasieger und übernahm in 35,30 Sekunden die Führung. Und somit war ein österreichischer Sieg garantiert. Doch wer würde nun als großer Finalwinner hervorgehen? Die Zeit des gestrigen Zweitplatzierten in der Big Tour war schnell genug, aber wer die Bereiterin aus dem Hause Steinbrecher einzuschätzen weiß, konnte erahnen, dass sie alles geben wird, um diese Richtmarke zu toppen. Gebannt verfolgte man den Ritt der Wienerin, die ja mit der Lupicor-Tochter „Lily Beach“ vor wenigen Wochen schon den Finalsieg holte. Die Westfalenstute wirkte wie üblich sehr frisch und motiviert und so zogen sie nicht nur ihre Runde von Beginn an frech durch, sondern flogen in 32,76 Sekunden auch zu ihrem zweiten gemeinsamen Triumph in einer internationalen Finalprüfung. „Ich bin unheimlich stolz auf Lily Beach. Das Pferd ist in den vier Turnierwochen immer besser und beständiger geworden und wurde am Ende mit zwei Finalsiegen belohnt.“, strahlte die Michaela Wollinger über ihre Stute, die ja ein Zuchtprodukt von Veranstalter Michael Steinbrecher ist und einmal mehr durch ihre Erfolge glänzte und ihre Leistung ausgezeichnet und prämiert wurde.
Little Prix
Wie schon am vergangenen Wochenende wurde der Little Prix, der 1,40 Meter hohe finale Bewerb der Medium Tour, in einem Zweiphasenspringen ausgetragen. Man brauchte schon ein unheimlich grundschnelles, sehr flinkes Pferd, das bei den vorgegebenen weiten Linien im zweiten entscheidenden Umlauf Meter gut machte und wertvolle Zeit herausholte.
Kein Problem stellte dies für den diesjährigen Grand Prix Sieger Jürgen Stenfert (NED) dar. Als letzter Starter rollte er auf seiner Westfalenstute „Quina“ das Feld im wahrsten Sinne des Wortes von hinten auf und löste in 34,40 Sekunden den führenden Christian Juza von der Spitze ab. Dem Salzburger gelang auf seinem Spitzenpferd „Never Des Etisses“ eine bombastische Runde in 37,05 Sekunden.
Ein kräftiges Lebenszeichen setzte der Italiener Davide Kainich, der gleich beide Pferde „Princesse Raye“ und „Loro Piana Paolini 2“ an die Spitze pilotierte und sich die Ränge drei und vier sicherte.
Für drei Österreicher erfüllte sich das Traumergebnis, doppelnull zu bleiben: Neben Gerald Beck am sechsten und Wolfgang Ötschmaier am neunten Rang war auch die frischgebackene Youngster Tour Siegerin Bianca Babanitz dabei (10. Rang). Seine Zeit von 36,89 Sekunden hätte Anton Martin Bauer locker für den zweiten Platz gereicht, aber leider verließ dem Niederösterreicher am letzten Sprung das Glück und so musste er sich mit einer Platzierung am 15. Rang zufrieden geben.
Grand Prix
Am Sonntagabend machte der Grand Prix von Wiener Neustadt den Ausklang eines erfolgreichen Turnierjahres für die Crew der Lake Arena. Nach den Events im Frühjahr und dem legendären Equestrian Summer Circuit im Sommer lud Organisator Michael Steinbrecher im Herbst noch zu insgesamt fünf Veranstaltungen ein. Dieses letzte CSI2* sollte nun der krönende Showdown sein und das war er auch. Neben großartigem Sport und spannungsgeladenen Springen brachte das Turnier auch jede Menge Spaß. Das absolute Highlight war gleichzeitig auch der Abschluss der Saison, das den Arrivierten, den Zusehern und den reitsportbegeisterten Fans noch Spitzenspringsport bot.
Ein sehr einladender Parcours wartete auf die Grand Prix-ReiterInnen, der zwar mit Anforderungen versehen war, aber durchaus fair und lösbar gewählt wurde. Dies verdeutliche auch das Ergebnis, konnten sich doch neun TeilnehmerInnen für das Stechen qualifizieren.
Nachdem Monika Stangelova (SVK), Markus Stock (AUT) und Davide Kainich (ITA) Fehler kassierte, ging Robert Bombek (SLO) auf „Colmina“, einer Holsteinerstute nach Colman, als erster fehlerfrei ins Ziel. Der Slowene legte seine Runde mit sehr viel Sicherheit an und so sollten die aufgestellten 46,69 Sekunden kein unschlagbares Ergebnis sein. Was auch prompt der nächste Starter bewies. Es war niemand geringerer als Lars Nieberg (GER), der – keine Frage – im Starterfeld doch zu den ganz, ganz heißen Favoriten zählte. Der mehrfache Medaillengewinner bei Olympischen Spielen und Weltreiterspielen legte bei seiner Runde auf der sprunggewaltigen Lorenco-Tochter „Leonie W“ nicht alles auf eine Karte. Das Tempo war nicht voll ausgereizt, dafür die Wege relativ eng gewählt. Beim mächtigen Satz über den Schlussoxer folgte der erleichternde Blick auf die Anzeigentafel: Null in 38,65 Sekunden waren vorerst einmal die Führung in diesem 1,45 Meter hohen Weltranglistenspringen.
Dass diese Zeit zu toppen gewesen wäre, zeigte uns der couragierte Italiener Gianni Govoni, der alles riskiert hätte, jedoch am vorletzten Hindernis einen Fehler bekam und schlussendlich Fünfter wurde. Ebenso Sillo Radovan (SVK), der sich hinter seiner Landsfrau Monika Stangelova Platz acht sicherte.
Genial war die Taktik des Österreichers Matthias Raisch. Er hatte seine Stute „Zypria“, die er erst am Ende der heurigen Saison bekam, über das gesamte Turnierwochenende optimal vorbereitet, sie gestern noch ruhig in einer kleiner Prüfung geritten und lieferte nach einem makellosen Grundumlauf auch im Stechen einen Nullfehlerritt ab. Sehr bedacht, nicht zu viel Risiko einzugehen und doch ein wenig Zeit gut zu machen, und konzentriert zauberte er die KWPN-Stute über die Stechhindernisse und flog in 43,22 Sekunden hinter dem Führenden am zweiten Rang.
Als letzter Reiter hatte Gerfried Puck mit „Balou Blom“ das undankbare Los, den Sieg eventuell noch nach Hause zu holen. Der Kärntner begann stark und vor allem auch richtig schnell und verstand es mit viel Gefühl, seinen doch noch eher unerfahrenen pechschwarzen Wallach, der sich ja letze Woche schon platzieren konnte, über die Hürden zu pilotieren. Aber ihm war es nicht vergönnt: Ein Abwurf beim Aussprung der zweifachen Kombination ließen die Siegeschancen schwinden (6. Platz).
Somit sprang Lars Nieberg vor einem überglücklichen Matthias Raisch und Robert Bombek zum Grand Prix Triumph.
Ein lachendes und weinendes Auge hatte der viertplatziert Markus Stock, der einmal mehr bewies, dass er sich schön langsam an die heimische Spitze hinaufarbeitet. Mit der absoluten Bestzeit von 36,21 Sekunden und einem ärgerlichen Abwurf verspielte er heute jedoch seinen ersten CSI2*-Sieg. Dennoch gab es neben dem satten Preisgeld auch wieder jede Menge Weltranglistenpunkte. Ähnlich erging es dem Salzburger Stefan Eder, der auf „Axel 7“ eine tolle Runde hinlegte und um 16 Hundertstel die erlaubte Zeit im Grundparcours überschritt. Ein Zeitfehler bescherte ihm Rang elf.
Mehr Infos unter www.horses4sport.com
Zeitplan und Ergebnisse finden Sie wie immer unter www.reitergebnisse.at
Quelle: Pressemeldung
Zweitplatziert war Matthias Raisch © Pferdenews.eu