Groß leuchtet die „4“ von der Anzeigentafel am Eingang zum Turniergelände. Doch vier Tage vor Start der Pferdesport-Weltmeisterschaften Aachen 2006 (20. August bis 03. September) ist von Hektik kaum etwas zu spüren. „Wir sind bestens vorbereitet“, sagte Klaus Pavel, Präsident des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV), am Mittwoch bei der Abschluss-Pressekonferenz im Aachener Rathaus. Das Sportprogramm in den sieben Disziplinen steht längst, ein Großteil der Tickets ist verkauft, die Aufbauten auf der Anlage fast abgeschlossen und selbst die deutschen Sportler sind in WM-Form. Und das begleitende Kulturprogramm der Stadt Aachen wird bereits am Freitag mit einer Aufführung von „Lord Of The Rings“ starten. Tickets für die sportlichen Wettbewerbe gibt es zwar nicht mehr für alle Tage, aber für die meisten Disziplinen. Unter der Telefon-Hotline 0241-917-1111.
„Ganz Aachen freut sich unglaublich auf die Weltmeisterschaften. Viele Besucher sind schon in der Stadt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Jürgen Linden. 500.000 werden es in den zwei WM-Wochen insgesamt sein, davon rund 150.000 Menschen aus 51 Nationen. „Sie werden eine außergewöhnliche WM erleben“, betonte Pavel. „Wir wollen uns als perfekte Gastgeber erweisen, damit die Gäste eines Tages zurückkehren und die Region noch in Jahren von diesem Großereignis profitieren wird.“ Die Voraussetzungen für „gute, spannende und faire Wettkämpfe“ sind jedenfalls gelegt, meint ALRV-Sportreferent Baron Wolf von Buchholtz. Schließlich hatte der ALRV sein traditionelles Gelände in den vergangenen Jahren für knapp 18 Millionen Euro modernisiert.
Medaillen erhoffen sich natürlich Lokalmatadorin Nadine Capellmann – amtierende Doppelweltmeisterin in der Dressur – sowie Kurt Gravemeier, Bundestrainer der deutschen Springreiter. Ob das deutsche Dressurteam, wie immer in den vergangenen 30 Jahren, erneut Gold holen wird? „Die Niederländer sind uns gerade in letzter Zeit immer sehr nahe gekommen“, sagte Nadine Capellmann. „Wir brauchen das nötige Glück, dann werden wir es hoffentlich schaffen. Mein Pferd Elvis ist jedenfalls momentan in einer guten Verfassung.“ Auch Gravemeier sieht sein Team nach den vielen Erfolgen der vergangenen Monate unter Erfolgsdruck. Das öffentliche Training kürzlich in Riesenbeck hatten sich „bestimmt über 3000 Fans angesehen. Das zeigt, welche Bedeutung die bevorstehende WM bei den Menschen hat“. Der WM-Aufgalopp – ein Showprogramm vor dem Brandenburger Tor in Berlin – hatte Anfang August bundesweite Resonanz ausgelöst. „Es wird eine WM in und für Deutschland“, erklärte Pavel.
Bereits am kommenden Samstag, 19. August, startet das Programm in der Aachener Soers. So sendet das ZDF ab 22 Uhr sein „aktuelles sportstudio“ live aus dem Deutsche Bank Stadion. Bevor am Sonntagnachmittag ab 15 Uhr die offizielle Eröffnungsfeier im Hauptstadion die Menschen aus aller Welt in Aachen begrüßt. „Und am Montag können wir dann den ersten Weltmeister feiern“, sagte Frank Kemperman, ALRV-Geschäftsführer. Nach 160 Kilometern durch Aachen, Belgien und die Niederlande werden die Distanzreiter abends im Hauptstadion von zehntausenden Fans begrüßt werden. „Ein abwechslungsreiches Schauprogramm wird die Menschen darauf einstimmen – Eintritt braucht niemand zu bezahlen“, so Kemperman.
Beim zweitgrößten Sportereignis in Deutschland in diesem Jahrzehnt ist natürlich auch das Fernsehen allgegenwärtig. TV-Bilder werden in 157 Staaten zu sehen sein, national überträgt allein der Medienpartner WDR 1700 Minuten aus Aachen. „Wer also alles aufzeichnen möchte, braucht einen großen Einkaufswagen voll mit Videokassetten“, sagte Sabine Hartelt, verantwortliche Redakteurin der Sendung „Sport im Westen“. Beispielsweise wird der Deutsche Bank Preis – die Grand Prix Kür – am Samstag, 26. August, zur Prime-Time ab 20.15 Uhr live übertragen.
Doch die prickelnde Atmosphäre ist natürlich in der Soers selbst am besten zu erleben. „Wir erwarten in den Stadien eine Auslastung von 95 Prozent“, erklärte Michael Mronz, Mitglied und Sprecher des WM-OKs. Womit auch das selbst gesteckte Ziel, eine schwarze Null zu schreiben, erfüllt werden dürfte. „Andere Veranstalter hatten ein Defizit von über zehn Millionen Euro. Uns fehlen schon heute nur noch 450.000 Euro – und diese werden wir während der WM mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch ausgleichen.“
Somit ist lediglich noch eine Variable zu regeln: Das Wetter. „Dafür bin ich zuständig“, sagt ALRV-Präsident Klaus Pavel. „Und damit wird es gut.“
Ticket-Hotline: 0241-917-1111.
Foto: Nadine Capellmann, Klaus Pavel, Kurt Gravemeier