04.09.2022 - Was für ein Finale bei den Dressur-Staatsmeisterschaften im Reitclub Steyr! Jung-Mama Timna Valenta-Zach (ST) holte mit ihrem Farant (Gesamtscore: 151,37) nach einer sensationellen Musikkür Gold 0,02 Prozentpunkte vor dem Grand-Prix-Sieger des Vortages Stefan Lehfellner (OÖ) mit Abegglen FH NRW (151,35). Bronze ging an Anna Kleindienst-Jilly (W) mit Done for fun (147,63).
„Ich mach‘ das eben Schritt für Schritt: nach Bronze 2018, jetzt Silber, und im nächsten Jahr greifen wir wieder an“, nahm Stefan Lehfellner die knappste Niederlage aller Zeiten bei einer Staatsmeisterschaft sportlich. „Abegglen war einfach nach dieser langen Wettkampfpause noch nicht fit genug für drei Tage volle Leistung hintereinander. Er hat da drin im Viereck wirklich alles gegeben, es war unser erster gemeinsamer Grand Prix, unsere erste Kür. Dafür waren wir beide im Grand Prix schon richtig gut und wir waren richtig knapp am Titel dran. Ich gratuliere Timna wirklich herzlich zu diesem Staatsmeistertitel!“, zog der 39-jährige gebürtige Welser verbal seinen Hut vor der neuen Staatsmeisterin.
„Ich bin unfassbar happy, auf mein Pferd, auf mein ganzes Team! Dass Johnny (Anm.: der deutsche Coach Jonny Hilberath, der unter anderen auch Doppel-Olympiasiegerin Jessica Bredow-Werndl trainiert) hier war, um mich zu trainieren, war das Topping!“, jubelte Timna Valenta-Zach, die am vergangenen Muttertag (8. Mai) Mama eines Buben namens Liam Oliver geworden war, über ihren ersten Staatsmeistertitel. „Das geht nur wenn man so einen braven Sohn hat, der in der Nacht so gut schläft, so gut wie nie weint und so toll unterstützt wird, von Mama, Tanten und natürlich vom Papa“, ergänzt die 30-jährige Steirerin, die einst schon bei den Junioren (2008) und Jungen Reitern (2012) über österreichische Meistertitel jubeln durfte.
Paradressur: Jubiläumstitel für Pepo Puch
Die Para-Staatsmeisterschaft war große Werbung für die Inklusion und die Paradressur an sich. Weltklasserunden lieferte Österreichs Para-Star Pepo Puch mit Sailor’s Blue. „Ein Pferd mit einem Smile ist eine wunderbare Sache nach dem WM-Stress von Herning“, lacht der 56-jährige Steirer, der zuletzt in Dänemark WM-Silber geholt hatte. „Als Reiter muss man immer demütig bleiben und dankbar dafür sein, was unsere Pferde für uns tun.“ Hinter Pepo Puch holten dessen WM-Teamkolleginnen Julia Sciancalepore (K) mit Heinrich IV und Michaela Ferringer (ÖO) mit Stockholm Silber und Bronze. Die Para-Equipe denkt schon Richtung Paralympics in Paris 2024. „Im Dezember bekommen wir den internationalen Turnierplan und dann müssen wir Gas geben, um die Qualifikation für Paris zu schaffen“, sagt die Kärntner Heeressportlerin Julia Sciancalepore.
U25: Zielsprint zum Titel
Nach dem ersten Teilbewerb am Samstag lagen Fiona Spranz (67,74 Prozent), Jonas Frick (67,5) und Florian Artner (67,21) in der Österreichischen U25-Meisterschaft noch Kopf-an-Kopf innerhalb von 0,53 Prozentpunkten. Im Finale konnte nur die 19-jährige Niederösterreicherin zulegen und steigerte sich auf 69,30 Prozent und holte ihren ersten Meistertitel.
„Santiago war gestern schon richtig ,on‘ aber heute hat er noch mehr auf mich gehört und wir haben eine fehlerfreie Prüfung abgeliefert. Ich freue mich sehr über diese Leistung“, jubelte Fiona Spranz, die im dritten Semester Jus studiert und im nächsten Jahr bei der U25-EM dabei sein möchte.
Junge Reiter: Souveräner Start-Ziel-Sieg
Beim Aufwärmen am Freitag wurde sie noch abgeworfen, danach folgten zwei souveräne Runden am Samstag und Sonntag zum Meisterinnen-Titel bei den Jungen Reitern (Altersklasse 18 bis 21 Jahre). Felicita Simoncic und Immowert’s Ivar, EM-Vierte im U21-Kürfinale von Hartpury vor wenigen Wochen, drehten am Samstag und Sonntag zwei souveräne Runden, die mit 74,87 und 75,35 Prozent gewertet wurden.
„Er ist tendenziell heiß, wie man am Freitag gesehen hat. Aber in den Prüfungen ist er so ruhig geblieben, ist so super gelaufen. So kurze Zeit nach Platz 4 bei der EM konnten wir noch einen draufsetzten. Ich freu mich riesig!“, jubelte die bald 18-jährige Absolventin der Danube International School, die zuletzt 2019 noch bei den Ponies über einen Meistertitel jubelte.
Das Niveau bei den Jungen Reitern war trotz Abwesenheit von Paul Jöbstl, der mit Bodyguard (hatte sich vor den Titelkämpfen leicht vertreten) bei der U21-EM Bronze und Silber gewonnen hatte, vielversprechend für Österreichs Dressurzukunft. Silber ging mit zwei Runden jenseits der 70-Prozent-Marke an die Burgenländerin Lilli Ochsenhofer mit Roi du Soleil MT (Gesamt: 142,59) und Bronze an Felix Artner (K) mit Auheim’s Divine Etincelle (138,77).
Junioren: Top-3 innerhalb von 1,35 Punkten
Das war ein Herzschlag-Finish! In der zweiten Teilprüfung der Österreichischen Meisterschaft Junioren (14 bis 18 Jahre) wurde das Podium noch einmal kräftig durcheinandergewirbelt. Corinna Gebhard und ihr Bellagio setzten sich mit 70,35 Prozent und insgesamt 140,13 Punkten mit hauchdünnem Vorsprung durch. Die 18-jährige Steirerin schob sich mit 0,35 Punkten Abstand an Vortagessieger Oskar Ochsenhofer (B) und Ferrero Küsschen MJ vorbei. Florentina Jöbstl (ST) holte mit Coco Procol Harum im zweiten Teilbewerb 70,22 Prozent und schob sich so noch von Rang 4 aufs Podium. Insgesamt trennten die Top-3 am Ende nur 1,35 Punkte.
„Es war unglaublich knapp. Ich freue mich riesig, dass ich mein letztes Junioren-Jahr mit meinem ersten Meistertitel abschließen durfte. Bellagio hat heute noch mehr für mich gekämpft, das waren Kleinigkeiten, die besser funktioniert haben“, sagt die angehende Pharmazie-Studentin Corinna Gebhard.
Jugend: Noch ein souveräner Start-Ziel-Sieg
Mit mehr als 7 Prozentpunkten Vorsprung und einem Gesamtscore von 160,36 holte sich Emilia Brandstätter (OÖ) mit Pramwaldhof’s Weena den Meistertitel in der Altersklasse Jugend (12 bis 15 Jahre). „Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ich so hoch gewertet werde. Meine Trainerin Astrid Neumayer hat mich gut vorbereitet. Es waren meine ersten FEI-Aufgaben überhaupt“, jubelte die 14-jährige in Wien geborene Schülerin aus dem Stiftsgymnasium Lambach, die in der ersten Teilprüfung mit 82,23 Prozent sogar die 80er-Schallmauer durchbrochen hatte.
Silber ging an die Tirolerin Marina Schwemberger mit Dubai GV (152,84) mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,77 Punkten auf die von Lea-Elisabeth Pointinger trainierte Wienerin Hanna Loos mit Fernando NL, die Bronze holte.
Pony: Top-3 innerhalb von 1,99 Punkten
Noch so ein Herzschlag-Finish! Zur Halbzeit der österreichischen Pony-Meisterschaft lagen die Klubkolleginnen der Wiener Reitvereinigung St. Georg Katharina Zajic und Amida Wikus ex-aequo auf Platz 1. Am Sonntag setzte sich Katharina Zajic mit ihrem Don Joan und 70,57 Prozent an die Spitze. Die Steirerin Mariella Riedler und Latino 11, am Vortag noch Dritte, schob sich mit 70,49 Prozent auf Rang 2, mit einem Gesamtscore von 140,06 fehlten ganze 0,38 Punkte auf die Meisterin. Amida Wikus und Delightful Drogba folgten mit gesamt 138,35 Prozent auf Platz 3 – damit lagen die Top-3 nach zwei Teilbewerben die Top-3 innerhalb von 1,99 Punkten.
„Das war unglaublich eng, eigentlich hätten wir alle drei den Sieg verdient“, jubelte Pony-Meisterin Katharina Zajic. „Ich freu mich, dass es so gut gelaufen ist. Mein Wallach gibt immer alles für mich, ich habe ihn jetzt zwei Jahre und ich merke, wie viel sich verändert hat von der Klasse L bis FEI und letzte Woche waren wir ja sogar auf der Euro. Da bin ich wahnsinnig stolz auf unsere Entwicklung. Mein letztes Pony-Jahr mit dem österreichischen Meistertitel abschließen zu können ist ein Traum!“, resümiert die 16-jährige Schülerin der Liese Prokop-Privatschule.
Alle Ergebnisse der Dressur-Staatsmeisterschaft auf einen Blick
ÖM Junge Reiter (18 bis 21 Jahre) Endstand nach 2 Teilbewerben
1. Felicita Simoncic (W), Immowert’s Ivar, 74,87|75,35 150,22
2. Lilli Ochsenhofer (B), Roi du Soleil MT, 70,61|71,97 142,59
3. Felix Artner (K), Auheim’s Divine Etincelle, 68,55|70,22 138,77
4. Lilly Messner (OÖ), Desmond 19, 67,63|67,11 134,74
5. Anna Mercedes Köfler (OÖ), Fellini 4, 67,41|66,54 133,95
ÖM U25 Endstand nach 2 Teilbewerben
1. Fiona Spranz (NÖ), Santiago 16, 67,74|69,30 137,04
2. Jonas Frick (W), Juno 4, 67,50|67,21 134,71
3. Florian Artner (K), Atomic 2, 67,21|66,56 133,77
4. Sophie Marlene Francz (OÖ), 66,08|65,35 131,43
5. Jessica Schreder (OÖ), Adrian Monk 2, 65,21|65,61 130,82
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